Gottfried-Keller-Platz, Wilhelm-Raabe-Straße & Auf der Scheibe

Briesnitz

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Ausgangspunkt heute ist der Gottfried-Keller-Platz in Briesnitz. An dieser Stelle überquert die Roquettestraße im spitzen Winkel die ziemlich lange Gottfried-Keller-Straße. Als man noch vor dem Jahr 1897 einige neu anzulegende Straßen projektierte, ging man davon aus, dass zwei weitere Straßen von dieser Kreuzung abgehen würden. Deshalb wurde hier ein runder Platz vorgesehen und die angrenzenden Grundstücke erhielten entsprechend geformte Grenzen. Auf alten Stadtplänen ist im Nordosten eine Einmündung der heutigen Seußlitzer Straße dargestellt. Auf der Westseite wurde die ursprünglich dort vorgesehene Straße nie ausgeführt.

Erst als die Eigenheimsiedlung Briesnitz-Dresden e.G.m.b.H. auf der Westseite im Jahr 1930 den Bau ihres Viertelkreishauses begann, wurde für den Platz ein Name nötig. Wie die durchlaufende Straße wurde der Platz nach dem Schriftsteller Gottfried Keller genannt. Dieser wurde 1819 in der Schweiz geboren, lebte von 1848-1855 in Deutschland und ging dann wieder in seine Heimat, wo er 1890 starb.

In dem Viertelkreishaus wurde eine Durchfahrt gelassen, an die später der Felix-Dahn-Weg anschloss, der aber anders verlief, als etwa 30 Jahre vorher projektiert. 1938 baute die gleiche Genossenschaft gegenüber ein weiteres Viertelkreishaus. Dieses liegt auf der früheren Einmündung der heutigen Seußlitzer Straße. Die beiden Gebäude mit den Hausnummern 1 bis 6 und 8 bis 12, die heute unserer Genossenschaft gehören, sind die einzigen Bauten mit einer Adresse am Gottfried-Keller-Platz.
S12 G Keller Platz Strassenschild

Bei der Projektierung neuer Straßen in Briesnitz um 1896 sah man westlich der Noetzoldschen Ziegelei einige Straßen vor. Direkt an der Ziegelei wurde etwa in Nord-Süd-Richtung eine Straße zwischen der heutigen Straße Am Lehmberg und der Warthaer Straße geplant. Sie erhielt 1897 den Namen Fürst-Bismarck-Straße. Damals, kurz nach dem Tod des früheren Reichskanzlers, wollte jedes Dorf seine Bismarck-Straße haben.

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Viertelkreishäuser am Gottfried-Keller-Platz

Deren Bebauung verlief nicht fürstlich, sondern sehr langsam. Zwar war noch vor der Namensvergabe ganz im Süden ein erstes Haus (Nr. 2) entstanden, dem 1899 mit der Hausnummer 9 ein zweites folgte, das sogar eine „Restauration Fürst Bismarck“ enthielt, aber dann herrschte lange Ruhe. Von Südosten führte die heutige Weistropper Straße aus Cotta in Richtung der Fürst-Bismarck-Straße. Wo sie diese traf, hatte man wieder einen runden Platz vorgesehen, von dem noch eine Straße nach Westen und eine nach Osten abgehen sollten. Die nach Osten wurde nie gebaut.

Der runde Platz erhielt gleich den Namen Bismarck-Platz, doch es gab nie ein Haus mit dieser Anschrift. Alle heute dort stehenden Gebäude haben Adressen der anschließenden Straßen, der Platz selbst hat keinen Namen mehr. Im Nordteil der Straße befand sich östlich das Ziegeleigelände mit einer steilen Kante. Hier wurden nach dem 1. Weltkrieg Schutt und Hausmüll abgelagert, wodurch sich die Kante in eine Böschung verwandelte.
Die andere Straßenseite wurde erst 1929 von der Eigenheimsiedlung Briesnitz-Dresden e.G.m.b.H. bebaut. 1931 stellte die Genossenschaft auf der Nordostseite des Platzes einen weiteren Wohnblock fertig.

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ehemalige Restauration Fürst Bismarck                       Das erste Haus an der Wilhelm-Raabe-Straße           Freitreppe an der “AltenZiegelei Briesnitz”

Inzwischen war die Straße wegen der Eingemeindung von Briesnitz 1926 in Wilhelm-Raabe-Straße umbenannt worden. Auch Wilhelm Raabe war wie Gottfried Keller ein Schriftsteller. Er lebte von 1831 bis 1910 und schrieb eine große Zahl von Erzählungen und Romanen.

Nach der Umbenennung begann langsam die Bebauung. Bis 1930 waren auf dem südlichen Teil fast alle Grundstücke mit geraden Hausnummern bebaut. 1931 stellte dann ein Investor 3 Wohngebäude auf dem südwestlichen Teil der Straße fertig. Vor knapp 20 Jahren wurde die letzte Baulücke im Süden geschlossen und 2017 mit der Wohnanlage „Alte Ziegelei Briesnitz“ die Bebauung des nordöstlichen Straßenabschnitts vollendet.
Unserer Genossenschaft gehören heute auf der Wilhelm-Raabe-Straße die Häuser 11–25 und 12–24. Vom runden Platz in der Mitte der Wilhelm-Raabe-Straße geht nach Westen eine Straße ab, die heute bis zur Wilhelm-Müller-Straße in Leutewitz verläuft. Auch sie war Bestandteil des ursprünglich projektierten Straßennetzes, wurde aber erst nach dem 1. Weltkrieg bis zu ihrem heutigen Ende durchgeführt.

Diese Straße wurde 1910 Meßweg genannt. Der Name geht auf einen früher hier verlaufenden Fußweg zurück. Dieser führte vom alten Dorf Leutewitz zur heutigen Straße Am Lehmberg, die er etwas westlich der Ziegelei erreichte. Den Fußweg benutzten die Leutewitzer zum Kirchgang. 1893 ist er noch in einer topografischen Karte eingezeichnet und 1927 an Grundstücksgrenzen ablesbar. Im westlichen Teil in Leutewitz, der eher existierte,
begann die Bebauung schon um 1880. 1910 gab es weiter östlich ein erstes Eckhaus, das aber keine Anschrift Meßweg trug. 1929 entstand an der Ecke zur Straße Auf der Scheibe ein Wohnblock, von dem ein Eingang die Anschrift Meßweg 1 erhielt. Gegenüber wurde das Haus Meßweg 8 durch die Eigenheimsiedlung gebaut. Ein Doppelhaus wurde an der nächsten Ecke fertig. Zwei weitere Häuser kamen erst nach der Wende hinzu.

S12 Auf Der Scheibe Neubauten

Der Name Auf der Scheibe leitet sich von einer alten Flurbezeichnung ab und wurde erst 1910 vergeben, da war die Straße noch völlig unbebaut. Erst im Folgejahr entstanden drei Häuser im südlichen Teil mit den Nummern 3, 9 und 11. 1912 kamen die Häuser 2 und 4 dazu, 1928 entstand das Haus Nr. 5, 1929 in einer größeren Bautätigkeit zwei weitere Wohnblocks.

Auch die Briesnitzer Genossenschaft baute Auf der Scheibe und stellte hier 1929 ihren langen, dreistöckigen Block mit den Hausnummern 16 bis 30 fertig, der heute unserer Genossenschaft gehört. 1931 und 1935 wurden die Häuser 1 und 7 gebaut. 1936 wurde die letzte Lücke im Süden geschlossen. Auf der Nordseite erfolgte das erst nach der Wiedervereinigung und war 2005 abgeschlossen.

S12 Auf Der Scheibe Strassenschild

Götz Krüger

5. Dezember 2019
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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