Unterwegs in “Froschcotte”
ALTCOTTA, LEUTEWITZER STRAßE & MÖRIKESTRAßE
Altcotta heißt ein Platz, der heute gar nicht mehr als solcher empfunden wird, da eine ihn umgebende Bebauung weitgehend fehlt. Ursprünglich lag dort das nördliche Ende der alten dörflichen Bebauung von Cotta. Etwa an der Stelle des heutigen Dreiecks in der Mitte des Platzes befand sich der Dorfteich. Die jetzige Grünfläche nördlich davon war locker bebaut. Hier wurde um 1880 ein Eckhaus mit drei Etagen und einem Laden errichtet. An der Ostecke des Platzes stand seit 1862 der Gasthof, zuletzt unter dem Namen „Gasthaus zum Frosch“ bekannt. An der Westseite gab es ein einzelnes kleines Haus. Die Fläche südlich war unregelmäßig mit vielen kleineren Gebäuden bebaut. Die ganze Gegend nannte man Dorfplatz.
Ab 1885 wurden nördlich des Dorfplatzes Straßennamen vergeben. Bald darauf wurde der Teich trocken gelegt. 1895 entstand das heute noch vorhandene Eckhaus an der Südseite, das aber adressmäßig nie zum Platz gehörte. Ansonsten blieb die Südseite bis heute ohne Bebauung. Auch auf der Nordostseite gab es nur zwei Eckhäuser. Die Fläche dazwischen blieb frei.
An der Westseite wurden 1905/06 zwei viergeschossige Häuser mit den Nummern 7 und 8 fertig gestellt. Da war, wegen der Eingemeindung von Cotta nach Dresden, der Platz bereits in Altcotta umbenannt worden. Ab 1909 endeten Straßenbahngleise direkt am Rand des Platzes. Erst ab 10. Februar 1927 fuhr die Straßenbahn über den Platz in Richtung Leutewitz.
1913 begann dann die Baugenossenschaft für das Personal der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn ihren ersten Gebäudekomplex zu errichten. Ein Hauseingang erhielt die Adresse Altcotta 6. Dies ist das einzige Gebäude, das der EWG heute an diesem Platz gehört. Die beiden benachbarten Häuser 7 und 8 wurden 1945 durch Bomben zerstört und auch auf der Nordseite kam es zu schweren Schäden. Dort blieben einige Baulichkeiten aber noch Jahrzehnte stehen.
Am Platz Altcotta beginnt die Hebbelstraße. Das ist die eigentliche Dorfstraße von Cotta. Heute endet sie an der Steinbacher Straße. In früherer Zeit führte sie als ein von Bäumen gesäumter Weg weiter nach Süden. An der Hebbelstraße stehen heute noch Reste der früheren dörflichen Bebauung. Das am besten erhaltene Bauerngehöft ist, nach umfangreicher Rekonstruktion, das frühere Faustsche Weingut.
1887 erhielt die Straße den Namen Wölfnitzer Straße, nach dem südlichen Nachbardorf. Im Mittelteil der Straße wurde 1895 eine Behelfskirche errichtet. Daneben baute die Gemeinde 1897 eine neue Schule, wegen ihrer Klinkerfassade auch „Rote Schule“ genannt. Kurz darauf entstanden gegenüber zwei Mietshäuser. Nördlich von diesen öffnete um diese Zeit das „Elisenbad“, eine private Einrichtung, die nicht nur Reinigungsbäder anbot, sondern auch über ein Schwimmbecken verfügte. Reichlich zwanzig Jahre später wurde dieses Objekt von der Stadt übernommen und war unter dem Namen Hebbelbad bekannt. Völlig verfallen wurde es 2011 abgerissen.
1904 erfolgte die Umbenennung in Hebbelstraße. Friedrich Hebbel, der von 1813 bis 1863 lebte, war ein Wiener Dichter. Die Anlage des Luftbades 1913 und die Bauten an zwei Ecken zur Leutewitzer Straße 1914 waren die letzten großen Veränderungen vor dem ersten Weltkrieg. Danach war der Bau des Volkshauses 1924-1926, der von Organisationen der Arbeiterbewegung aus eigenen Mitteln vorgenommen wurde, am bedeutendsten. In der DDR trug das Gebäude den offiziellen Namen „Kulturhaus Stadtbezirk Dresden West, Volkshaus Richard Gärtner“. Seit 1929 dominiert der Kopfbau Hebbelstraße 43 das südliche Ende der Hebbelstraße.
Erst nach der Wiedervereinigung gab es große Veränderungen auf der Hebbelstraße. Mehrere alte Bauten wurden abgerissen und schrittweise neue Wohngebäude errichtet. Der völlige Umbau des Freibades Cotta von 2011 bis 2013, der nur durch das große Engagement verschiedener Initiativen und Firmen erreicht wurde, war das wichtigste Ereignis in dieser Periode. Auf der Hebbelstraße besitzt die EWG die Häuser 2 bis 6b und 43.
Die Leutewitzer Straße verläuft von der Lübecker Straße bis zur Grillparzerstraße. Angelegt wurde sie 1895. Damals begann sie an der jetzigen Hebbelstraße. Nach der Stammburg des in Sachsen regierenden Königshauses erhielt die Straße den Namen Wettinstraße. Schon 1897 standen hier 8 Häuser. Die Nordseite zwischen Mörikestraße und Hebbelstraße blieb einige Jahre unbebaut, an der südlichen Ecke lag ein altes Gehöft. Der Ostteil wurde mit der Fertigstellung des Rathauses Cotta 1901 angelegt. Auf der Südseite standen hier weiter die vorhandenen alten Gebäude. Nach der Eingemeindung erfolgte die Umbenennung in Leutewitzer Straße. 1913/14 wurde die freie Fläche zwischen Mörikestraße und Hebbelstraße mit Genossenschaftswohnungen bebaut und an der gegenüberliegenden Seite entstand ein größeres Wohn- und Geschäftshaus. Neben dem Rathaus baute die Stadt Dresden 1936 einen einfachen Wohnblock für Beschäftigte des städtischen Vieh- und Schlachthofes. 1945 wurden einige Gebäude total zerstört, andere beschädigt und später wieder hergestellt.
In den Jahren seit der Wiedervereinigung entstanden drei Neubauten unterschiedlicher Größe an der Leutewitzer Straße. Unserer Genossenschaft gehören hier die Häuser 8, 10, 18 und 18b.
Die relativ kurze Mörikestraße wurde zusammen mit der Leutewitzer Straße angelegt und endet an dieser. Sie beginnt an der Tonbergstraße. Bei Anlage des Straßennetzes war eine Weiterführung nach Süden vorbereitet, die heute an einem kurzen Straßenstummel erkennbar ist. Das wurde jedoch nie ausgeführt. Bereits 1896 waren die drei Häuser an der Westseite der damaligen Lutherstraße fertig. 1904 erfolgte die Umbenennung. Eduard Mörike war ein Dichter, der von 1804 bis 1875 lebte. Die Ostseite wurde erst 1914 mit Genossenschaftshäusern bebaut. Hier gehören der EWG heute die Mörikestraße 1 bis 5.
Götz Krüger