Noch eine Runde durch Cotta

MOBSACHATZER STRAßE, HÜHNDORFER STRAßE BIS HÖLDERLINSTRAßE

Im letzten Heft berichteten wir von der Cossebauder Straße in Cotta. Von dieser geht die Mobschatzer Straße ab. Nach 1870 entstand hier eine Gärtnerei und auf deren Gelände ein Wohnhaus. Nördlich davon stand zu dieser Zeit schon ein Gebäude. Der heutige Ostteil der Straße wurde als Zugangsweg zum Wohnhaus genutzt. In den 1880er Jahren erhielt er den Namen Blumenstraße.

Um 1900 begann der Ausbau als Straße bis zur Gottfried-Keller-Straße. Während im Osten auf der Südseite noch die Gärtnerei verblieb, wurden ab der Freiligrathstraße die Flächen in einzeln zu bebauende Parzellen
aufgeteilt. Der östliche Teil der Straße ist bis heute schmaler als der Rest. Damals war vorgesehen, dass sie an der Bahnstraße beginnt und im Westen bis nach Altleutewitz verlängert wird. Deshalb begann die Nummerierung nach der Eingemeindung 1904 mit der 10. Der Name änderte sich in Mobschatzer Straße. Das schon 1091 ersterwähnte Mobschatz liegt in nordwestlicher Richtung 3 Kilometer entfernt.

Mobschatzer Hausvon1935
Mobschatzer Strassenschild
Mobschatz Dorfkern
alter Dorfkern Mobschatz
Mobschatzer Verlaengerung Eigenheime
Eigenheime an der Mobschatzer Straße

Bis 1914 waren acht Würfelhäuser und der genossenschaftliche Wohnblock fertig gestellt. Erst 1934/35 wurden zwei größere Wohnhäuser an der Ecke zur Roquettestraße gebaut. In den 1990er Jahren wurden an der Südseite zwei größere Komplexe, jeweils mit Läden und Hotel, errichtet. Kurz darauf wurde ein Stück der lange geplanten Verlängerung nach Westen begonnen. 200 Meter Straße erschließen nun rund 40 Eigenheime in verschiedenen
Bauformen. Der EWG gehört heute an der Mobschatzer Straße das Gebäude mit den Nummern 12–14a.

In ihrem Südosten plante etwa 1880 die damals noch selbständige Gemeinde Cotta die Anlage eines regelmäßigen Straßennetzes nach dem Vorbild ihrer Nachbarin Löbtau. Ausgangspunkt war der Beginn der heutigen Rudolf-Renner-Straße, dort wo diese von der viel älteren Lübecker Straße abgeht. Die damalige Schanzenstraße sollte bis zur Flurgrenze von Löbtau verlängert werden. Davon ausgehend waren Querstraßen und Parallelstraßen angedacht.

In diesem Gebiet entstanden in den nächsten Jahren zwei für unsere Genossenschaft interessante Straßen. Die Geschichte der einen begann 1892 mit dem Bau eines Eckhauses. Heute trägt es die Bezeichnung Hühndorfer Straße 14, damals gehörte es zur Bergstraße. Im Erdgeschoss befand sich die Restauration „Zum Silberblick“, die 1923 der Inflation zum Opfer fiel. Danach wurden dort Lebensmittel verkauft, ab 1928 vom Konsumverein Vorwärts. Nachdem das Haus 1945 schwer beschädigt worden war, betrieb auch in der DDR der Konsum dort eine Fleischerei. Seit 2008 befindet sich in diesem Gebäude eine Moschee.

Bereits 1896 war die Nordseite der Bergstraße zwischen Schanzenstraße und Lübecker Straße bebaut. Das Eckhaus ganz im Osten trug die Nummer 2. Zuerst war im Erdgeschoss ein Geschäft für Stoffe, später ein Lebensmittelladen. Ab 1905 betrieb ein Herr Goldammer in den Räumen eine Schankwirtschaft und spielte dabei mit seinem Namen, denn sie hieß „Goldener Hammer“.

Auf der Südseite dieses Straßenabschnittes war man nicht ganz so schnell. In 12 Jahren bis 1907 entstanden hier 5 Häuser, doch das Eckgrundstück 1/3 wurde erst 1928 durch den Kleinwohnungsbauverein bebaut. Mit der Eingemeindung von Cotta 1903 wurde die Bergstraße nach dem 9 Kilometer westlich liegenden Hühndorf benannt.

Huehndorfer Strasse
Huehndorfer Imanuelkirche
Immanuelkirche
Huehndorf Ortsschild
Huehndorfer Strassenschild

Im nächsten Abschnitt jenseits der zur Kronprinzen- straße umbenannten früheren Schanzenstraße wurde sehr zögerlich gebaut. Erst 1929 war das letzte von vier Häusern fertig.
Auf dem Stück bis zur Hölderlinstraße erfolgten in den späten 1920er Jahren Bauarbeiten. Hier steht seit 1927 die evangelisch-methodistische Immanuelkirche mit der Nummer 22. Auf den ersten Blick ist sie gar nicht als solche zu erkennen, was im durch die evangelisch-lutherische Kirche dominierten Sachsen für Bauten derartiger Religionsgemein-schaften vorgeschrieben war.

Huehndorf Gehoeft 1
altes Gehöft in Hühndorf

Daneben wurde im nächsten Jahr ein Einfamilienhaus gebaut, hinter dem sich Gewerberäume einer Firma für lufttechnische Anlagen befanden. Zu dieser Zeit zogen gegenüber im Block 19/21 des Dresdner Spar- und Bauvereins die ersten Genossenschafter ein. Eine Weiterführung der Hühndorfer Straße bis zur Steinbacher Straße, wie sie viele Jahre gedacht war, ist nie erfolgt. Im östlichen Teil wurden Gebäudeverluste durch Krieg und Vernachlässigung mit drei Neubauten ersetzt. Neben der Kirche stehen jetzt zwei neue Wohnhäuser. Die Gebäude mit den Nummern 1/3 und 19/21 sind heute Eigentum der EWG.

An der Hühndorfer Straße endet ein Teilstück der Hölderlinstraße. Diese ist ebenfalls ein Element des geplanten Straßenrasters. Sie sollte etwa am Ende der Werkstättenstraße anfangen und an der Grenze zu Löbtau in dessen Gebiet weitergehen. Auch hier begann die Bautätigkeit an einer Kreuzung, diesmal an der heutigen Pennricher Straße, damals Steinstraße. Die vier Eckgebäude hatten nie eine Hausnummer der Hühndorfer Straße.

Das erste Haus auf der Hühndorfer Straße war 1899 die heutige Nummer 9. Hinter dem repräsentativen dreigeschossigen Gebäude wurde gleichzeitig ein Produktionsgebäude für die Pianofortefabrik Urbas und Reißhauer, kurze Zeit später „Königlich Rumänische Hoflieferanten“, errichtet. Erst nach dessen Bau erfolgte die Namensvergabe Plauener Straße nach dem jetzigen Stadtteil. Mit der Eingemeindung kam es zur Umbenennung nach dem
Dichter Friedrich Hölderlin, der von 1770 bis 1843 lebte.

Bis 1914 waren hier im Südteil alle Gebäude fertig und an der Pianofortefabrik eine Erweiterung entstanden. Das Eckgrundstück zur Weidentalstraße blieb immer unbebaut. Damals war man noch optimistisch und hatte die Hausnummern von Norden beginnend so vergeben, wie es bei kompletter Anlage der Hölderlinstraße nötig gewesen wäre. Das Wohnhaus vor der Fabrik trug die Nummer 26. Als 1928 die beiden genossenschaftlichen Wohnblöcke nördlich der Pennricher Straße fertig wurden, hatten diese noch andere Hausnummern als heute. 1937 wurde die Nummerierung gedreht und begann nun im Süden, während sie in den Parallelstraßen beibehalten wurde. Unserer Genossenschaft gehören hier die Häuser Hölderlinstraße 11–15 und 12–18.

Ein Jahr später entstand ein Wohnblock mit den drei Eingängen 36 bis 40, an einem Teilstück der Hühndorfer Straßezwischen Birkenhainer und Rennersdorfer Straße. Über 40 Jahre später erfolgte dort der Bau der heutigen Kita mit der Nummer 35.

Hoelderlin Strassenschild
Hoelderlin Strasse
Hoelderlin Frueherepianofortefabrik

früher: Pianofortefabrik – heute: exklusive Wohnlofts

Götz Krüger

30. April 2022
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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