Durch Cotta spazieren
EHEMALIGES GRUBENGELÄNDE WIRD PARK
Jetzt im Frühling geht es hier um eine der grünsten Straßen in Cotta: Die Gottfried-Keller-Straße. Nördlich des gleichnamigen Platzes in Briesnitz ist sie nur etwas über 100 Meter lang. Gleich südlich davon liegt die Grenze zu Cotta. Die Straße verläuft durch den Westen von Cotta und endet an der Coventrystraße. Vor dem Bau von Gorbitz führte sie weiter bis zur Kesselsdorfer Straße in Wölfnitz.
Für Jahrhunderte war sie weniger für die Einwohner des ursprünglichen Dorfes Cotta sondern mehr für die Nachbarorte von Bedeutung. So stellte sie eine Verbindung zur Briesnitzer Kirche mit ihrem Friedhof dar. Daher stammt auch der in alten Karten enthaltene Name Wölfnitzer Leichenweg. In der Gegenrichtung wurde sie genutzt, um Korn zur Hofmühle nach Plauen zu fahren, weshalb ihr nördlicher Teil auch Mühlweg genannt wurde.
St. Marien Kirche
Lange war diese unbefestigte Straße unbebaut. Erste Häuser auf Cottaer Flur entstanden an der Kreuzung mit der heutigen Steinbacher Straße. Nördlich davon wurde im 18. Jahrhundert zu beiden Seiten der Straße Wein angebaut.
Ein Stück südlich gab es schon um 1830 eine Ziegelei. Das Gelände wurde nach 1880 weiter gewerblich genutzt. Die anderen Grundstücke wurden ab etwa 1900 im Zusammenhang mit dem neu angelegten Straßennetz bebaut. Das war 1912 abgeschlossen. Der südliche Teil der Straße erhielt 1900 den eigenen Namen Gorbitzer Straße.
Am nördlichen Abschnitt der Straße gab es um 1880 erste Bauten im Bereich der Kreuzung mit der heutigen Ockerwitzer Straße. Diese Gebäude standen mit gärtnerischen Betrieben in Verbindung. Bis heute sind dort einige Häuser aus der Anfangszeit erhalten geblieben. Damals trug die Straße den offiziellen Namen Kirchstraße.
Nachdem die heutige Warthaer Straße ausgebaut worden war, begann um 1900 an der Kreuzung mit dieser auch auf der Kirchstraße eine rege Bautätigkeit. Wenige Jahre später war diese zwischen der Grenze zu Briesnitz und der Ockerwitzer Straße fast vollständig bebaut.
1904 erfolgte wegen der Eingemeindung eine Umbenennung. Die Straße erhielt auf ihren beiden Teilen in Cotta den Namen des Schweizer Schriftstellers Gottfried Keller. 1906 wurde mit der katholischen Pfarrkirche St. Marien mitten auf dem unbebauten Mittelteil das größte Gebäude an der gesamten Straße errichtet. Ansonsten kam es in diesem Bereich zu keiner weiteren Bebauung.
Dafür entstanden die heute noch vorhandenen umfangreichen Kleingartenanlagen zu beiden Seiten der Straße, deren westliche Seite zwischen Kirche und Steinbacher Straße zu Leutewitz gehört. Die drei genossenschaftlichen Wohnblocks mit den Hausnummern 44 bis 48 c waren 1927 die letzte große Bebauung für Jahrzehnte. Sie gehören heute der EWG.
Eine andere für unsere Genossenschaft wichtige Straße, gleich in der Nachbarschaft, ist die Klaus-Groth-Straße. Nach der Eingemeindung von Cotta nach Dresden gab es Vorplanungen für ein Straßennetz, in dem die heutige Klaus-Groth-Straße von der Warthaer Straße nach Süden bis zur Steinbacher Straße führen sollte. Das wurde nie umgesetzt.
Erst als die Gemeinnützige Bau- und Heimstättengenossenschaft Groß-Dresden 1927 bis 29 nördlich der Kirche St. Marien ein größeres Grundstück bebaute, entstand ein ganz kurzes Stück der lange geplanten Straße.
Leutewitzer Park: Kletterplastik von Hanke und Schmidt
Die insgesamt nur 160 Meter lange Straße verläuft in zwei Kurven zu der damals schon vorhandenen Tonbergstraße. Auf diese Weise wurden die neuen Wohnblocks erschlossen und mit der Gottfried Keller-Straße verbunden.
1928 wurde die Straße nach dem Dichter Heinrich-Heine benannt. Nicht nur wegen seiner jüdischen Herkunft sondern auch wegen einiger seiner Werke wollten die Nationalsozialisten schnell die Erinnerung an ihn auslöschen. Klaus Groth, der sich im 19. Jahrhundert Verdienste um die Erforschung und Bewahrung des Plattdeutschen erworben hatte, war 1935 ihr neuer Namensgeber. Nach 1945 erfolgte keine Rückbenennung. Eine Straße in Leubnitz-Neuostra wurde nach Heine benannt.
Wegen der alten Planung begann die Nummerierung mit der Hausnummer 34. Als auf einem Teil des nördlich gelegelegenenSchulgrundstücks um 2005 einige Reihenhäuser entstanden, erhielten diese die Anschriften Klaus-Groth-Straße 20 bis 32. Das im Privatbesitz befindliche Grundstück versperrte den jahrzehntelang möglichen Zugang in das westlich davon gelegene Gebiet. Unsere Genossenschaft stellte 2006 einen Geländestreifen für den Bau eines neuen Weges bereit.
Über diesen erreicht man einen sehr grünen Bereich ein Stück hinter der schon grünen Gottfried-Keller-Straße. Es handelt sich dabei um den Volkspark Leutewitz. Im Zusammenhang mit der Eingemeindung stark besiedelter Arbeitervororte wollte die Stadt Dresden nach 1900 eine Möglichkeit zur Erholung an der frischen Luft schaffen. Zwar war die Bebauung im Westen von Dresden nicht so eng wie anderswo, aber die relativ kleinen Wohnungen waren stark belegt. Erholung an der frischen Luft, auch durch stundenweise Aufenthalte von Schulklassen, wurde damals als wichtiges Mittel zur Erhaltung der Gesundheit angesehen.
Der Park entstand auf dem Grubengelände einer ehemaligen Leutewitzer Ziegelei, das 1908 erworben wurde und liegt auf zwei Ebenen. Nach Jahrzehnten des Verfalls im vorigen Jahrhundert wurden in den letzten Jahren Arbeiten zur Wiederherstellung durchgeführt. An vier Stellen gibt es Spielgeräte und die weiten Flächen zwischen den hohen alten Bäumen bieten Erholungsmöglichkeiten für eine größere Zahl von Menschen.
Götz Krüger