Wohnen im Denkmal
COTTA: STEINBACHER STR. 12-24 & HEBBELSTR. 43
Zum Bestand unserer 65-jährigen Genossenschaft gehören auch die 90-jährigen Gebäude in Cotta.
Der damalige Kleinwohnungsbauverein hatte mit dem Architekten Prof. Dr. Otto Schubert einen Planer, der sich auch neuen Einflüssen öffnete. Zu jener Zeit kam es zu Veränderungen im Bau von Genossenschaftswohnungen. Neue architektonische Einflüsse machten sich bemerkbar, bis zum Schluss wurde hin und her und umgeplant: Sollten Erker die architektonischen Dominanten bilden oder doch ein Ladenanbau, sollte eine Uhr am Gebäude die Zeit anzeigen, sollte ein Flachdach für Modernität stehen, sollte das Eckhaus mit seiner anderen Gebäudehöhe ein Blickfang sein?
Auf jeden Fall war man sich einig: Die Wohnungen werden mit Bädern ausgestattet und erhalten mehr Wohnräume. Eine kleine Loggia sorgt für mehr Wohnqualität.
1986 kamen die Steinbacher Str. 12–24 und die Hebbelstr. 43 mit den darin wohnenden Genossenschaftsmitgliedern zu unserer Genossenschaft, der damaligen AWG Deutsche Reichsbahn. Der Zustand der Häuser war nicht gut. Es folgten Jahre der Planung, Zustandserfassung, Kalkulation und Realisierung von Instandsetzung und Modernisierung in Teilabschnitten. Zuerst wurde dabei in 1991/92 beginnend die Substanz der Gebäude erhalten. Bei einem unter Schutz gestellten Kulturdenkmal wie diesem galt und gilt es Vieles zu beachten.
In den Bescheiden des Amtes für Denkmalschutz heißt es:
„Das Erscheinungsbild sowie alle Bauteile und Ausstattungsgegenstände sind, soweit sie originale Substanz darstellen und zur Nachvollziehbarkeit der Denkmalwürdigkeit unerlässlich sind, zu schützen und im Rahmen der Zumutbarkeit zu erhalten bzw. denkmalgerecht instand zu setzen.“
Was sich so einfach liest, bedeutet in der Praxis:
Gemeinsam mit dem Amt für Denkmalschutz Lösungen suchen, Kompromisse schließen, Originales erhalten.
letzter Abschnitt: Steinbacher Straße 12 – 14
fertige Dach- und Fassadensanierung Steinbacher Straße 14 b – 24 und Hebbelstraße 43
Das Innenleben
In mehreren Etappen wurde das Innere der Häuser fit gemacht: Heizung, Sanitär, Elektrik wurden erneuert, Treppenhäuser aufgefrischt, Wechselsprechanlagen installiert und Grundrisse modernen Wohnbedürfnissen angepasst. Einen Kraftakt galt es gemeinsamen für uns und unsere wohnenden Mitglieder zu stemmen, als wir 2001 mit einem Baustopp belegt wurden. Knapp ein Jahr dauerte das neuerliche Genehmigungsverfahren, um im Rahmen der Grundrissveränderungen auch vom Amt akzeptierte Lösungen für die Ausführung der Balkone zu erreichen. Das Gebäude Hebbelstr. 43 erhielt für die darin befindlichen barrierefreien Wohnungen einen Aufzug. Jetzt, in 2019, ist die Erneuerung des Aufzuges unabdingbar.
Die Hülle
2016 begann
- die Kompletterneuerung der Dacheindeckung
gemäß Bestand mit Biberschwanzziegeln - die Erneuerung der Dachgaubenfenster gemäß
Bestand mit Sprossen sowie in ähnlicher Farbe - die Reinigung und der Farbanstrich der Fassade in Anlehnung an die Bestandsfarbe
Bereits 2015 wurden die Klappläden erneuert. 2019 finden die Maßnahmen zur Dacheindeckung und zur Fassade mit der Steinbacher Straße 12b und 14 ihren Abschluss.
Die Außenflächen
Ca. 7.000 m2 Außenfläche umgeben die Gebäude. Ver änderungen in diesen Arealen bedürfen ebenfalls der Zustimmung des Amtes. Die Heckeneinfassungen und die straßenseitigen Einfriedungen sind dabei wichtige zu schützende Details. Im Innenhof entstanden in verschiedenen Bereichen PKW-Stellplätze. Anstelle der abgerissenen Schuppen und Pachtgaragen werden an den fensterlosen Giebelseiten weitere Stellflächen entstehen, da sich die Parkplatzsituation mit der Umgestaltung der Steinbacher Straße durch die DVB verschärfen wird. Auch hier konnte gemeinsam mit dem Amt für Denkmalschutz eine gute Lösung gefunden werden.
Die Steinbacher Str. 12-24 mit der Hebbelstr. 43 steht stellvertretend für viele unserer denkmalgeschützten Häuser – mit ihrem dauerhaften Aufwand zum Erhalt, aber auch mit ihrer Schönheit und guten Wohnqualität.
Margita Hergert