Baufortschritt Maulbeerenstraße 2-24
Die Ginstersiedlung erwacht aus dem Dornröschenschlaf
Es war einmal ein Stadtgebiet im Dresdner Westen, das hieß Ginstersiedlung… Keine Angst, ein Märchen erzählen wir Ihnen hier nicht, obwohl eine spannende Handlung garantiert wäre. Die Hauptfigur ist ein bisher unterschätztes Wohnquartier, das sich durchaus als sympathischer Held begreifen lässt. Aber wie im Märchen sind vor dem glücklichen Ende eine Reihe von Aufgaben und schwierigen Herausforderungen zu bewältigen.
Ein kleiner Test (Rumpelstilzchen verkehrt herum, um bei den Märchen zu bleiben): Wissen Sie, welches Gebiet sich hinter dem Namen Ginstersiedlung verbirgt? Es handelt sich um eine Randlage von Gorbitz, durchaus vergleichbar mit den beliebten, löbtau-nahen Gebieten An der Kleingartensparte und Sonneneck. Im Norden der Ginstersiedlung hat sich die Einfamilienhausbebauung in den letzten Jahren bis in die direkte Nachbarschaft herangeschoben. (Lösung: das Quartier am Übergang zu Omsewitz, zwischen Ginster-, Maulbeeren- und Harry-Dember-Straße).
Trotz dieser guten Voraussetzungen, zu denen auch das Einkaufszentrum „Dresden Karree“ vor der Haustür und großzügige Wohnhöfe gehören, führt die Ginstersiedlung bisher eher ein Schattendasein als Aschenputtel. Die Qualitäten werden von einigen durchaus geschätzt, aber es ist weit davon entfernt, ein Star unter den Wohnquartieren zu sein. Gefahren lauern ganz in der Nähe: Die Entwicklung im westlich angrenzenden Wohnquartier der Vonovia sorgt für große Verunsicherung. Trotzdem hat die Genossenschaft im Jahr 2021 mit der Maulbeerenstraße 17-27 das erste Wohngebäude in der Ginstersiedlung umfassend modernisiert und damit den Dornröschenschlaf des Quartiers beendet. Dieses Jahr ging es mit der gegenüberliegenden Maulbeerenstraße 18-24 weiter, im Anschluss folgt die Maulbeerenstraße 2-16.
An den „neuen Kleidern“, den frischen Fassaden an der Maulbeerenstraße und den neu gestalteten Außenanlagen, ist der Wandel bereits ablesbar. Die energetische Sanierung macht die Gebäude fit für die Zukunft. Gebaut wurde bisher im Bestand, also ohne dass die Bewohner ausziehen mussten. In einigen leerstehenden Wohnungen konnten die Bäder umgebaut und vergrößert werden. Im nächsten Bauabschnitt, der Maulbeerenstraße 2-16, wurden alle Ein-Raum-Wohnungen leergezogen und werden zusammengelegt, weil der Brandschutz nicht anders sichergestellt werden kann. Es entstehen attraktive Zwei-Raum-Wohnungen mit neuem Bad mit Fenster. „Eines Tages“ (voraussichtlich ab 2026) sind in der Ginstersiedlung auch Umbauten mit völlig neuen Grundrissen und Aufzügen geplant. Die Rolle der bösen Fee übernehmen in diesem Fall stark gestiegene Baukosten und Zinsen.
Wir wünschen uns, dass die Vorzüge der Ginstersiedlung in den kommenden Jahren von immer mehr Wohnungssuchenden entdeckt werden und die Alteingesessenen ihrem Quartier lange die Treue halten. Derart gestärkt wird die Ginstersiedlung hoffentlich allen Gefahren trotzen und auf das verdiente Happy End zusteuern.
Konstanze Mally