Mehr Natur in unseren Wohngebieten

GRÜN & SCHÖN (UNORDENTLICH)

Warum Unkraut nicht vergeht und weniger manchmal mehr ist.

Unkraut vergeht nicht. Gleich gar nicht, wenn es wie im vergangenen Jahr viel regnet und die Bedingungen für das Pflanzenwachstum günstig sind. Dann wächst es einem schon mal über den Kopf, zumindest zeitweise.

Ob es sich bei dem Grün, das sich selbständig seinen Weg bahnt, um unerwünschtes Unkraut, hinnehmbares Beikraut oder um attraktive Wildkräuter handelt, liegt letztlich im Auge des Betrachters. Eine hohe Wiese ist für die Artenvielfalt und als Lebensraum für Insekten wesentlich wertvoller als ein gepflegter Rasen. Und ein ordentlicher Weg mit sauberen Fugen wäre wahrscheinlich in den Augen vieler nur noch halb so schön, wenn diese Aufgeräumtheit durch den Einsatz von chemischen Unkrautvernichtungsmitteln erkauft würde.

Deswegen ist weniger (Eingriff) manchmal mehr (ökologischer Nutzen). Immer mehr Flächen der EWG werden als Wiesen extensiv gepflegt. Zur Unkrautbekämpfung kommt keine Chemie zum Einsatz. Aber, und jetzt wird es kompliziert, weniger (Eingriff) ist nicht immer weniger (Aufwand). Zum Beispiel führt der Verzicht auf Herbizide dazu, dass dem Unkraut – dort, wo es wirklich störend wäre – regelmäßig und relativ aufwendig mit mechanischen oder thermischen Verfahren zu Leibe gerückt werden muss. Denn bei aller Öko-Euphorie bleibt es natürlich dabei, dass das Un-, Bei- oder Wildkraut soweit in Schach gehalten werden muss, dass alle Wege und sonstigen Flächen gefahrlos nutzbar sind.

Damit die Unkrautbekämpfung nicht zum Kostentreiber bei der Grünpflege wird, haben wir die Winterpause genutzt, um diese Pflegeleistung separat auszuschreiben. Die Resonanz der Fachfirmen war groß, und es konnten gute Preise verhandelt werden. Trotzdem geht die Rechnung nur dann für alle auf, wenn wir das Sprichwort erneut abwandeln: Mehr erfordert manchmal mehr. Mehr Natur erfordert mehr Toleranz gegenüber dem, was die Natur neben bunten Blumen und Schmetterlingen auch ausmacht: eine ordentliche Portion Wildnis, Durcheinander und scheinbare Ungeplantheit.

Istock 1263397917 Johannes Erb

Jetzt im Frühling, wenn alles wieder wächst und grünt, wird erneut deutlich: Dieses Mehr an Toleranz wird Ihnen, unseren Mitgliedern, abverlangt. Es bedeutet hinzunehmen, dass sich zeit- oder stellenweise eine „natürliche Unordnung“ einstellt. Dass sich Löwenzahn & Co. am Wegesrand, entlang einer Mauer oder unter dem Balkon ansiedeln. Es bedeutet zu akzeptieren, wenn die Wiese sich nicht als Blütenmeer, sondern Ansammlung kahler Stängel präsentiert.

Mit abgestuften Prioritäten bei der Flächenpflege wollen wir dafür sorgen, dass rege genutzte und gut einsehbare Flächen wie die Hauseingangsbereiche, stets ein gepflegtes Erscheinungsbild bieten. Bei Flächen, die nicht so stark frequentiert sind, wird aus Kosten- und ökologischen Gründen seltener Hand angelegt. Gemeinsam mit Ihnen und den beauftragten Firmen werden wir hier in den kommenden Jahren Erfahrungen sammeln und hoffentlich schnell eine gute Balance zwischen Mehr und Weniger finden. Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Gelassenheit!

Foto-Wettbewerb “NATUR IM WOHNGEBIET”

Haben Sie bei diesem Artikel gleich eine bestimmte Szene aus Ihrem Wohngebiet vor Augen? Ein Gebüsch voller Spatzen, einen Marienkäfer an der Hauswand oder einen von Bienen umschwärmten blühenden Obstbaum? Dann machen Sie doch ein Foto und schicken es uns zu. Egal, ob professionelle Aufnahme oder Handy-Schnappschuss – die schönsten Bilder zeigen wir im nächsten Hausblick und verlosen unter allen Einsendern drei kleine Dankeschön-Pakete.

Bitte schreiben Sie zum Foto dazu, wo es aufgenommen wurde und senden es per Mail an: redaktion@ewg-dresden.de, wir sind schon sehr gespannt! Einsendeschluss ist der 31.05.2022.

Wir freuen uns auf Ihre Fotos!

Konstanze Mally

30. April 2022
Ein Beitrag der Kategorie: Wohnen + Leben

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