Unsere am höchsten gelegene Altbau-Wohnanlage

DÖLZSCHEN

Im letzten Heft berichteten wir von der Cossebauder Straße in Cotta. Von dieser geht die Mobschatzer Straße ab. Nach 1870 entstand hier eine Gärtnerei und auf deren Gelände ein Wohnhaus. Nördlich davon stand zu dieser Zeit schon ein Gebäude. Der heutige Ostteil der Straße wurde als Zugangsweg zum Wohnhaus genutzt. In den 1880er Jahren erhielt er den Namen Blumenstraße.

Das Dorf wurde schon 1144 erstmalig erwähnt und ist, wie aus dem Namen und der Anlage der Höfe hervorgeht, slawischen Ursprungs. Der Name deutet auf Bergbewohner und das Dorf war früher ein unregelmäßiger Rundling mit kleinen Teichen im Zentrum. Während der Schlacht von Dresden 1813 kam es zu schweren Zerstörungen. Seit dieser Zeit gibt es die fehlende Bebauung im Nordosten des Dorfkerns, die sich aber später noch vergrößerte.

Oberdoelzschen Von Der Heidenschanze Aus
Oberdölzschen | Blick von der Heideschanze

Da die Gemarkung bis in den Plauenschen Grund reicht und dort zum größten Teil die Weißeritz die Grenze bildet, lagen einige Mühlen und auch die König-Friedrich-August-Hütte (das spätere Eisenhammerwerk) in Dölzschen. Das Gleiche galt für einen großen Teil der Felsenkellerbrauerei und den ersten Eisenbahn-Haltepunkt des damals noch selbstständigen Ortes Plauen.

Wichtig waren auch die Steinbrüche im Grund, da hier Gesteine abgebaut werden konnten, die deutlich härter als der in unserer Gegend oft genutzte Sandstein waren. Weil zwischen dem Dorf auf dem Plateau und den an der heutigen Tharandter Straße gelegenen Betrieben mit zugehörigen Wohngebäuden eine starke räumliche Trennung bestand, unterschied man zwischen den beiden Ortsteilen Alt- oder Oberdölzschen und Neu- oder Niederdölzschen. Im Adressbuch hörte das erst 1909 auf.

Bauernhof in Altdölzschen

Nausslitzer Strassenschild

Die drei Straßen, an denen heute Gebäude stehen, die unserer Genossenschaft gehören, verdanken ihren Bau der Errichtung eben jener Häuser. Die Naußlitzer Straße, die heute eine Hauptstraße mit Durchgangsverkehr in umliegende Gebiete ist, war ursprünglich ein Weg, der die Dörfer Dölzschen und Naußlitz verband. Naußlitz wurde 1903 nach Dresden eingemeindet. Damals bestanden bereits Vorstellungen für ein umfangreiches Straßennetz für den am Hang gelegenen Südteil von Naußlitz. Ein wesentliches Element davon war die heutige Burgwartstraße. Ihr Ausbau erfolgte in den späten 1920er Jahren mit der Bebauung des Hanges. Doch an der Grenze zu Dölzschen war Schluss.

Veränderungen ergaben sich erst mit dem Bau unserer Wohnanlage durch die damalige Genossenschaft Dresdner Spar- und Bauverein. Diese hatte um 1934 eine größere Fläche in Dölzschen erworben und wollte diese bebauen. Nachdem im Frühjahr 1936 der endgültige Bebauungsplan festgelegt war, begannen die Bauarbeiten an den Häusern und auch die Anlage der Straßen. Die ausführliche Geschichte dieses Vorhabens wurde im Heft 3/2004 dargestellt.

Die Burgwartstraße wurde ab Stadtgrenze fortgesetzt und nach dem Nachbarort Naußlitzer Straße genannt. Sie endete vorerst da, wo sie auch heute endet. Ursprünglich sollte sie bis zur Straße Am Kirschberg weitergeführt werden. Die fehlende Umsetzung dieses Straßenstückes hängt auch mit der Nichtrealisierung eines Teiles der ursprünglich geplanten genossenschaftlichen Wohnanlage wegen des 2. Weltkrieges zusammen.

Eigentlich hätte die Naußlitzer Straße dort im Süden begonnen, weshalb heute die niedrigste Hausnummer auf der rechten Seite die 12 ist. Dieses Haus wurde 1998 von unserer Genossenschaft als Wohneigentumsanlage errichtet und alle Wohnungen verkauft. Danach folgen die Häuser 14 bis 20, mit den Baujahren 1937/38. An der linken Seite liegt bis zur Grenzallee ein Feld, danach folgen Gartengrundstücke. In einem steht ein Wohngebäude, für das die Hausnummer 1 vergeben wurde.

Die zweite Straße zur Erschließung des neuen Wohngebietes erhielt bei ihrer Anlage den Namen Hultschiner Straße. Das Hultschiner Ländchen war nach dem Versailler Vertrag an die Tschechoslowakei abgetreten worden. Die Straßennamen, auch für die nicht ausgeführten Teile der Wohnanlage, hatten alle mit deutschsprachigen Grenzgebieten zu tun, auf die die Nationalsozialisten Ansprüche erhoben. Die Hultschiner Straße sollte an einem kleinen Platz im nicht realisierten Teil der Wohnanlage beginnen und führt bis zur Grenzallee. Der Platz wurde nie baulich hergestellt. Die Häuser 3 bis 15 und 2 bis 14 wurden 1937/39 fertig. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Straße nie umbenannt.

Hultschiner Strassenschild
Suedwesthang Strassenschild

1996 bis 1998 errichteten die EWG und ein weiterer Bauträger auf der bis dahin unbebauten Fläche Eigenheime und ein Mehrfamilienhaus zum Verkauf. Damit ist die Hultschiner Straße heute komplett bebaut und beginnt jetzt an der Straße Grüne Hoffnung.

Die Straße Südwesthang führt von der Straße Am Kirschberg, zu der auch die beiden dort gelegenen Eckhäuser gehören, bis zur Grenzallee. In Bezug auf die Naußlitzer Straße verläuft sie fast in einem Winkel von 45 Grad. 1937 wurde hier das erste Haus mit drei Wohnungen fertig gestellt, das die Hausnummer 1 erhielt. Damals hieß die Straße Memelstraße, nach dem Memelgebiet, das ab 1923 zu Litauen gehörte. Alle anderen Gebäude auf der linken Seite wurden vom Dresdner Spar- und Bauverein bis 1939 errichtet. Das erste kleine Zweifamilienhaus auf der rechten Seite mit der Nummer 2 war 1938 fertig. Ein Jahr später war auch Nummer 4 mit drei etwas größeren Wohnungen bewohnt. Weitere bereits geplante Bauten sind wegen des Krieges nicht begonnen worden. Die Grundstücke wurden als Gärten genutzt. 1946 erfolgte die Namensänderung in Südwesthang.

Erst ab den späten 1970er Jahren entstanden weitere Eigenheime. Nummer 6 und 10 waren Häuser im Bungalowstil, die Nummern 16/18 ein Doppelhaus und die Nummer 20 ein typisches einzelnes Einfamilienhaus. In den 1990er Jahren wurde das Haus Nr. 8 errichtet und einige Jahre als Pension genutzt. Auf dem Grundstück mit der Nummer 6 wurde das alte Gebäude abgerissen. Hier entsteht jetzt ein Zweifamilienhaus. So bleibt auch auf diesen drei kurzen Straßen immer etwas in Bewegung.

Wohngebäude der EWG:

  • Naußlitzer Straße 14 – 20
  • Hultschiner Straße 2 – 14, 3 – 15
  • Südwesthang 3 – 11

Götz Krüger

17. August 2022
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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