Friedrichstadt
Die Friedrichstadt ist flächenmäßig eine sehr große der alten Gemarkungen in Dresden. Nicht nur das städtische Krankenhaus und der Komplex von Bahnanlagen unter diesem Namen liegen in Friedrichstadt, auch das Ostragehege mit vielen Sportanlagen und der frühere Schlachthof mit dem heutigen Messegelände befinden sich hier.
Dass eine etwa 100 Jahre alte Wohnanlage unserer Genossenschaft an der Grenze zwischen Cotta und Löbtau eigentlich in Friedrichstadt liegt, ist nicht so bekannt. Die Ursache dafür war eine Einrichtung, die die Menschen in den beiden eben genannten früheren Vororten über Jahrzehnte sehr störte.
1855 erwarb die Stadt Dresden einige Grundstücke, die bis dahin zu Löbtau gehörten. Dort wurde die Abdeckerei eingerichtet, deren Aufgabe es war, die Leichen von Tieren und verdorbene Waren tierischen Ursprungs zu entsorgen. Diese Fläche wurde der Friedrichstadt angegliedert.
Die alte Abdeckerei hatte sich an der Freiberger Straße befunden. Die neue lag ziemlich nah am Dorfkern von Löbtau und nah an dem Gebiet, in dem Cotta ab 1890 eine vorstädtische Bebauung entwickeln wollte. Die Belästigung der Umgebung bestand hauptsächlich aus einem üblen Gestank, für eine Wohngegend nicht eben angenehm. Trotzdem wurde die Einrichtung 1895 noch einmal modernisiert und erweitert. Erst 1915 kam es zur Schließung, als eine neue Anlage neben dem Schlachthof in Betrieb ging.
Nun konnte das Gelände, das der Stadt gehörte und größer war als die eigentliche Abdeckerei, für andere Zwecke genutzt werden. Hier war damals Gartenland, zum Teil mit Obstbäumen bestanden. Den westlichen Teil stellte man der Genossenschaft Kleinwohnungsbauverein Dresden in Erbpacht zur Verfügung, die schon 1914 mit dem Bau einer Wohnanlage beginnen wollte. Erst gab es Finanzierungsschwierigkeiten, dann kam der kriegsbedingte Baustopp. 1919 konnte der Bau beginnen. Details dazu wurden hier vor 20 Jahren in unserer Mieterzeitschrift dargestellt.
Die Abdeckerei lag nördlich eines alten Fahrweges nach Burgstädtel, von dem ein weiter westlich gelegener Teil die Steinbacher Straße ist. Hier, am nördlichen Rand von Löbtau, kam dieser Weg von den Drescherhäusern, in denen Beschäftigte des Ostravorwerks wohnten. 1886 hatte man in Cotta diesen Fahrweg auf voller Länge Steinstraße benannt und 1894 dem Teil östlich des Weidigtbaches den Namen Dresdner Straße gegeben. 1904 wurde dieser Name in Pennricher Straße geändert.
Pennrich ist ein kleines Dorf im Westen von Dresden, von dem das erste schriftliche Zeugnis aus dem Jahr 1378 stammt. Die Hauptstraße des Ortes ist die Altnossener Straße, früher der direkte Weg von Dresden nach Wilsdruff und weiter nach Nossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es mit Gompitz vereinigt und mit diesem 1999 nach Dresden eingemeindet.
An der Pennricher Straße in Cotta begann die Bebauung kurz vor 1880 und war um 1905 abgeschlossen. An dem zu Löbtau gehörenden Teil auf der Südseite gab es bis 1927 nur zwei Eckhäuser. Erst danach wurden noch zwei Gebäude errichtet und trotz eines jetzt gerade entstehenden Neubaus ist hier immer noch nicht alles bebaut.
Bauernhaus im Ortsteil Pennrich
Die in Friedrichstadt liegende Nordseite erhielt ihre erste Bebauung mit der Anlage des Kleinwohnungsbauvereins 1919/20. 1925 begann östlich davon die Erbauung einer Wohnanlage für Beschäftigte städtischer Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, die 1926 bezogen wurde. An der Pennricher Straße gehören unserer Genossenschaft heute die Häuser mit den Nummern 8 bis 20.
Im Zusammenhang mit der Wohnanlage des Kleinwohnungsbauvereins wurden zwei Straßen über den „Abdeckerei-Zipfel“ von Friedrichstadt geführt, die in den seit 1903 eingemeindeten Nachbarorten zu jener Zeit schon bestanden. Als erstes wurde die Gohliser Straße nach Norden verlängert. Ihr Beginn liegt in Löbtau an der Wernerstraße. Dort wurden 1891 die ersten Häuser errichtet. 20 Jahre später war sie komplett bebaut, bis auf die Grundstücke an der Pennricher Straße, auf denen erst jetzt gebaut wurde.
Im Norden Cottas, auf dem Straßenstück bis zur Hühndorfer Straße, war 1913 auf der Ostseite ein Haus mit zwei Eingängen errichtet worden. Auf der Westseite wurde 1920 für den Kleinwohnungsbauverein der Block Gohliser Straße 35 – 43 vollendet, der heute der EWG gehört.
Auf der Ostseite entstanden im Rahmen der oben erwähnten Wohnanlage für Beschäftigte städtischer Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen die Häuser Gohliser Straße 38 – 50. Direkt hinter diesen hat sich ein Gebäude der alten Abdeckerei erhalten.
Dorfstraße
Gohliser Mühle
Ihren Namen hatte die Gohliser Straße 1893 in Löbtau erhalten. Das namensgebende Dorf besteht eigentlich aus zwei Dörfern, Obergohlis und Niedergohlis. Beide liegen dicht an der Elbe und gehören seit 1997 zu Dresden. Die Landschaft ist dort so flach, dass die Dörfer durch einen Deich geschützt werden müssen. Bekannt ist die Gohliser Windmühle, die etwa 700 Meter östlich von Obergohlis vor dem Deich liegt.
In Cotta war die Unkersdorfer Straße 1891 angelegt worden und hatte den Namen Hohe Straße erhalten. Schon zwei Jahre später war das an Friedrichstadt angrenzende Teilstück komplett bebaut. 1904 erfolgte die Umbenennung. Unkersdorf wurde 1350 das erste Mal erwähnt, scheint aber deutlich älter zu sein. Seit 1999 gehört es zu Dresden und ist heute dessen westlichster Teil.
1924/25 baute der Kleinwohnungsbauverein in der Verlängerung des Cottaer Teils der Straße insgesamt 3 Gebäude mit den Nummern 1 bis 5 b und 2 bis 6b. Sie sind heute im Besitz unserer Genossenschaft. Die Straße wurde damals auf dem Gebiet von Friedrichstadt verlängert, aber in einer extrem schmalen Form.
Wohngebäude der EWG:
- Pennricher Straße 8 – 20
- Gohliser Straße 35 – 43
- Unkerdorfer Straße 1–5b, 2–6b
Götz Krüger