Die richtigen Entscheidungen treffen
Im Focus: Unsere Quartiere in Gorbitz
Vollendung und Aufbruch – unter diese Gedanken kann man dieses (Bau)jahr stellen. Bringen wir nun ein Projekt zu Ende, das uns mehr als 10 Jahre beschäftigt hat: Die Gestaltung der zentralen Mitte von Gorbitz, der Höhenpromenade. Darauf können wir wirklich stolz sein, haben wir doch Wohnungen gebaut, wie es sie bisher nicht gab und ein Quartier geschaffen, das Anziehungspunkt und Aushängeschild für Gorbitz ist.
Aber: Noch haben wir weitere unsanierte Gebäude in Gorbitz und mit der „Ginstersiedlung“ ein komplett zu modernisierendes Quartier mit 950 Wohnungen, in denen mehr als 1.700 Menschen leben.
Wie soll dieses Quartier einmal aussehen?
Um diese Frage beantworten zu können und dabei möglichst viele Interessen zu berücksichtigen, zerlegen wir die Überlegungen:
Wie viele alteingesessene Mieter wohnen hier?
Und wer soll da in Zukunft wohnen?
Ein gut durchmischtes Quartier soll es werden, durch die Randlage eher kein Studentenwohngebiet, sondern mehr für Familien und Paare aller Altersklassen. Die aktuell 260 1-Raum-Wohnungen sind zu viel und auf alle Fälle sind fünf 5-Raum-Wohnungen für Familien zu wenig.
Welche Mieten können dort gezahlt werden? Das heißt auch: Wie umfangreich kann die Modernisierung und Umgestaltung sein?
Ziel muss es sein, die Kosten und damit die Mieten zu begrenzen. Bauen wir Gebäude komplett um wie auf der Höhenpromenade, müssen wir bereits Mieten zwischen 7 €/m2 und 8 €/m2 verlangen, damit die Baukosten refinanziert werden können. Das spricht für einen Großteil von Sanierungen im Bestand. Dann könnten viele unserer Altmieter in ihren Wohnungen bleiben.
Aber: Welche Vorschriften und Auflagen müssen wir bauseitig erfüllen?
Der „Knackpunkt“ bei allen Überlegungen ist der Brandschutz. Vorschrift ist, dass alle Wohnungen über 2 Rettungswege erreichbar sein müssen. Der erste ist dabei das Treppenhaus, der zweite in der Regel eine Anleitermöglichkeit der Feuerwehr an ein Fenster der Wohnung. Für die Planungen an der Maulbeerenstraße beispielsweise hieße das: entweder wir fällen alle Bäume an der Straße und bauen eine zusätzliche Feuerwehrstraße oder wir fällen die hausnahen Bäume im Hof und bauen auch eine Feuerwehrstraße. Dieses Szenario betrifft dreiviertel aller Gebäude und fast alle unsere Innenhöfe, deren Grün eigentlich das Besondere der Ginstersiedlung ist. NEIN, das wäre der worst case. Und ganz zu schweigen vom Umweltschutz, von Vögeln und Insekten und der sommerlichen Hitze….
Also doch die Gebäude leer ziehen, umbauen, zwei Treppenhäuser für zwei Rettungswege verbinden?
Dann müssten die Menschen ausziehen und die Bäume könnten stehen bleiben?
Welche Möglichkeiten gibt es noch? Wir arbeiten daran und informieren Sie weiter. Egal für welche Varianten wir uns entscheiden, wirkliche Top-Lösungen wird es nicht geben, wir werden alle mit Kompromissen leben müssen: die Bewohner mit ihrer gewohnten Umgebung, das Quartier mit seinem Grün und die Genossenschaft mit Baukosten, die immer weiter steigen.
Doch wir sind optimistisch und auch über dieses Quartier werden wir in einigen Jahren sagen: Tolle Wohn- und Lebensbedingungen hier!
Antje Neelmeijer