Merbitzer Straße & Auf dem Eigen

BRIESNITZ

In diesem Beitrag werden die letzten Straßen in Briesnitz vorgestellt, an denen unsere Genossenschaft heute noch Häuser besitzt.

Die Merbitzer Straße verläuft von ihrem Beginn in Richtung Westen bergauf, wobei etwa 18 Meter Höhenunterschied überwunden werden. Hinter dem Äußeren Friedhof senkt sie sich hinunter in den Endbereich des Zschonergrunds. In der Gemarkung Briesnitz liegt nur ein Teil der Straße: nördlich der Straße die Grundstücke bis zur Hausnummer 38, südlich die Grundstücke bis kurz vor der Zschonergrundstraße. Im anschließenden Stadtteil Kemnitz, früher ebenfalls ein selbstständiger Ort, setzen sich Straßennamen und Nummerierung der Häuser fort.

Merbitzerstrassehaeuserandergrenzezukemnitz
Merbitzer Straße

Ihren Namen – die Straße führt nach Merbitz – erhielt die Straße 1897, als man in Briesnitz erstmals offizielle Straßennamen vergab. Merbitz gehört seit 1999 zu Dresden. Sein Name deutet auf slawische Wurzeln und damit auf eine Gründung vor der Ansiedlung deutscher Bauern in unserem Raum. Die heute bekannte älteste Urkunde zu Merbitz stammt aus dem Jahr 1332.

Das Gebiet von Merbitz umfasst fruchtbaren Boden auf der Hochebene westlich des Elbtals. Es reicht bis in den Zschonergrund, so dass Merbitzer in früheren Zeiten an dessen Hang sogar Weinbau betrieben. Trotz der geringen Größe hatte das Dorf über Jahrhunderte zwei Grundherren, war also in rechtlicher Hinsicht geteilt. Die Merbitzer Straße war an den alten, auf der Höhe verlaufenden Verkehrsweg nach Meißen angebunden. Ihr Verlauf unterstreicht die Bedeutung von Briesnitz, in dem neben der alten Burganlage eine für die umliegenden Dörfer zuständige Kirche errichtet wurde.

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Merbitzer Straße - Haus von 1899
Merbitzortsschild
Merbitzerstrasseeckhausnr2a
Merbitzerstrasseschild

Heute beginnt die Merbitzer Straße an der in den 1930er Jahren gebauten Meißner Landstraße, die in den 1990er Jahren auf die jetzige Breite ausgebaut wurde. Um 1900 begann die Straße noch an einer platzartigen Erweiterung, umgeben von bäuerlichen Bauten. Das erste neuzeitliche Gebäude war das 1897 erbaute Eckhaus Merbitzer Straße 2a, das ursprünglich eine Hausnummer der Meißner Landstraße trug. Es gehörte einem Bäckermeister.

Gegenüber der Merbitzer Straße führte nur ein Fußweg in Richtung der heutigen Straße Altbriesnitz. Erst um 1905 wurde hier eine schmale Straße über den Borngraben geführt, so dass eine Kreuzung entstand. Genau auf dieser lag eine Ausweichstelle der seit 27. September 1906 auf der heutigen Alten Meißner Landstraße verkehrenden Straßenbahn-linie nach Cossebaude.

Die Gebäude am Anfang der Merbitzer Straße gehörten noch zum alten Dorfkern. Weitere entstanden ab 1880, auch die Schule. Etwas weiter westlich wurde 1879 der Äußere Friedhof angelegt, der wegen der
nach Briesnitz eingepfarrten Dörfer nötig wurde. Um 1895 entstanden die Gebäude mit den Hausnummern 5, 13 und 10. Das Eckhaus zum Schulberg (Nr. 11) sowie die Häuser 14 und 16 kamen kurz darauf dazu, die Nummer 8 entstand erst 1911. Im östlichen Teil der Straße kam es in den letzten 60 Jahren zu Abrissen und Ersatzbauten. Von den alten dörflichen Gebäuden sind dort noch die Häuser 4 und 7 erhalten.

Die 1911 gegründete Genossenschaft Eigenheimsiedlung Briesnitz kaufte zuerst südlich der Merbitzer Straße und westlich vom Äußeren Friedhof Grundstücke. Die Merbitzer Straße blieb die nördlichste Grenze des Genossenschaftsgebietes.

Zur gleichen Zeit hatte westlich der Straße Wolfszug der Bau von Privathäusern begonnen. 1911 und 1912 wurden die Nummern 25 bis 31 fertig gestellt. Im anschließenden, in Kemnitz liegenden Teil, gab es schon seit 1910 die Gebäude 40/42 und 48/50. Die Eigenheimsiedlung baute noch vor dem Ende der Inflationszeit 1923 die beiden Blöcke Merbitzer Straße 17/19 und 23/23b mit je 10 Wohnungen. 1927 kam das kleinere Haus Nr. 15 dazu.

Erst zu Beginn der 1930er Jahre kam es auf dem Briesnitzer Teil wieder zu Bautätigkeit, die in der Zeit des Nationalsozialismus wieder abflaute. So entstanden bis zum Zweiten Weltkrieg die Häuser 35 bis 39, 43, 45, und 49/51. Das Haus 38 wurde in den 1960er Jahren gebaut. Die neueren Gebäude entstanden erst ab 1990. Unserer Genossenschaft gehört heute das Haus Merbitzer Straße 17/19.

Die Eigenheimsiedlung hatte vor dem Ersten Weltkrieg westlich des Äußeren Friedhofs die Straßen Wolfszug, Vierlinden, Eigenhufe, Sonnenlehne und Hammeraue angelegt und zum größten Teil bebaut. Die dort errichteten Reihen- und Doppelhäuser sollten die Mitglieder eines Tages durch Abzahlung erwerben können. Auch ein kurzes Stück der nach Osten führenden Straße Hammerberg mit den Häusern 1 bis 9 und 2 bis 12 wurde fertiggestellt. Der Name leitete sich von einem Flurnamen für die Höhe zwischen Zschonergrund und Borngraben ab. Dieser könnte auch Hammelberg gelautet
haben. Erst 1927 war diese Straße komplett bebaut.

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Hans-Sachs-Straße
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Hans-Sachs-Straße 2
Maxsachsstolperstein

Ab 1914 wohnte Max Sachs im Haus Nr. 2. Er stammte aus einer jüdischen Familie und war Sozialdemokrat. Seit 1912 arbeitete er als Redakteur der Dresdner Volkszeitung. Von 1922 bis 1926 war er Mitglied des Sächsischen Landtages. In der Zeit vor der Machtergreifung und noch bis zum Reichstagsbrand berichtete er unermüdlich über den Terror der Nationalsozialisten. Auf der letzten Nummer der Zeitung vom 3. März 1933, mit der ihr Verbot bekannt gegeben wurde, findet sich noch einmal sein Name. Bald darauf wurde er verhaftet. Nach einiger Zeit wieder in Freiheit, wurde er im Herbst 1935 in das KZ Sachsenburg bei Frankenberg gebracht, wo er starb. Schon 1945 wurde der Hammerberg in Max-Sachs-Straße umbenannt. Auf dieser Straße besitzt die Genossenschaft heute noch ein Reihenhaus.

Als letzte zur Bebauung mit Reihenhäusern vorgesehene Straße hatte die Eigenheimsiedlung die Straße Auf dem Eigen angelegt. Diese erhielt 1921 ihren Namen. Die Bebauung erfolgte wegen der Inflation jedoch erst 1924 bis 1927. Hier, wie auch an den anderen Straßen, gingen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges nur wenige Häuser in das Eigentum ihrer Bewohner über. Der Eigentumserwerb
wurde fortgesetzt und ist heute fast abgeschlossen: Noch zwei Reihenhäuser gehören der Genossenschaft.

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Aufdemeigenschild

Götz Krüger

3. August 2020
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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