Jubiläum
70 Jahre EWG - 70 Jahre sicher wohnen
Am 5. Juli dieses Jahres wird die EWG 70 Jahre alt.
Was würde in einer Würdigung stehen, was in einer Laudation gesagt werden?
Was zeichnet denn den Jubiliar aus?
Was sind die Besonderheiten der EWG, was ist ihr Kern?
Noch vor etwa zehn Jahren wäre diese Frage nicht einfach zu beantworten gewesen. Natürlich hätte man den Zweck der Genossenschaft angeführt: Die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung. Und immer wären die genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung genannt worden. Aber im Alltag war die Genossenschaft eine Zeit lang für viele (nicht alle!) Mitglieder und Mietinteressenten ein Vermieter unter vielen. Zwar einer mit eigenartigen Begriffen – der Mietvertrag heißt Dauernutzungsvertrag, die Kaution wird Anteil genannt – aber sonst ein Wohnungsanbieter wie andere auch.
Der Kern der Genossenschaft wird vor allem in stürmischen Zeiten sichtbar, in schwierigen Zeiten wie zur Gründungszeit und eben auch wieder in den vergangenen Jahren. Unsicheren Zeiten setzt die Genossenschaft ein großes Maß an Sicherheit entgegen. Zum einen als grundsätzlich dauerhaftes Nutzungsrecht an der Wohnung, die für viele Menschen der wichtigste Rückzugsort ist und Schutz, Halt und Raum für Individualität bietet. Zum anderen als stabile, dauerhafte Organisation und verlässlicher Partner, der vor Ort verwurzelt und ansprechbar ist.
Deshalb erleben Genossenschaften in den letzten Jahren europaweit eine Renaissance. Die Idee ist nicht neu, aber trotzdem kein bisschen verstaubt. Im Vergleich zu einigen ambitionierten, neu gegründeten Genossenschaften mögen traditionsreiche Genossenschaften wie die EWG vielleicht auf den ersten Blick eher konservativ wirken. Das sind sie auch, und zwar im positiven Sinne. Ein Wohnungsbestand mit Baujahren zwischen 1891 und 2020 will nicht nur bewahrt werden, sondern muss auch ständig mehr (Denkmalschutz) oder weniger behutsam (z.B. Kräutersiedlung) an neue Anforderungen und Entwicklungen angepasst werden. Bewahren und weiterentwickeln sind also letztlich zwei Seiten einer Medaille. Ohne Wandel und Veränderung – das zeigt die Geschichte der EWG mehr als eindrücklich – ist Sicherheit nicht zu haben.
Auch wenn der Alltag wenig Zeit zum Innehalten lässt, laden wir Sie ein, mit uns in diesem und den folgenden beiden Hausblicken einen kurzen Rückblick auf sieben Jahrzehnte EWG zu werfen. Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Einfach war es nie. Und dennoch hat die Genossenschaft in diesen Jahren so viel erreicht, auf das sie stolz sein kann. Denn zu jeder Zeit gab es Menschen, die sich für die Genossenschaft und ihr Wohngebiet eingesetzt haben. Ihnen, den Mitgliedern, ist es zu verdanken, dass die EWG heute dort steht, wo sie steht. Mit Sicherheit.
Antje Neelmeijer