Spaziergang nach Naußlitz

Dieses ist der letzte Teil unserer Reihe zu den Straßennamen in unseren Wohnquartieren.

Die Saalhausener Straße ist aus einem alten Weg entstanden, der von der heutigen Kesselsdorfer Straße nach Naußlitz und dann weiter über Roßthal bis Oberpesterwitz führte. Dieser Weg verlief in leichten Windungen und begann 170 Meter östlich der heutigen Einmündung der Saalhausener Straße in der Gemeinde Löbtau. Dort wurde er Naußlitzer Weg genannt.

Saalhausenerstrassenschild
Saalhausenortsteilschild

1892 wurde in Löbtau der neue Straßenverlauf mit dem Namen Naußlitzer Straße angelegt und ein Eckhaus entstand. 1901 waren alle Grundstücke an dem Löbtauer Teil der Straße bebaut. Ab den heutigen Hausnummern 8 und 13 verläuft die Straße auf Naußlitzer Flur. Hier hatte man die begonnene Straße zunächst bis zur Einmündung der heutigen Grillenburger Straße fortgesetzt und ihr den Namen Roßthaler Straße gegeben. Dort traf das neue Straßenstück auf den alten Weg, der in seinem weiteren Verlauf kurz nach 1900 begradigt wurde. Auch dieser Teil der Straße war 1901 bereits bebaut. Das Eckhaus Nr. 16 wurde erst 1912 errichtet.

Inzwischen waren Löbtau und Naußlitz 1903 nach Dresden eingemeindet, worauf Straßenumbenennungen folgten. Bis zur Stadtgrenze erhielt die Straße jetzt den Namen Saalhausener Straße. Das Dorf Saalhausen liegt etwa einen Kilometer westlich von Freital-Zauckerode. Über die gleichnamige Straße kann man es tatsächlich direkt erreichen. Im Jahr 1350 wurde es das erste Mal erwähnt und vor 50 Jahren nach Freital eingemeindet.

Grundschulenausslitz
Grundschule Naußlitz - Saalhausener Straße 61

Zwei der alten Bauernhöfe von Naußlitz liegen direkt an der Saalhausener Straße. Von da bis zur Grenze zu Löbtau wurde in den ersten 25 Jahren nach der Eingemeindung nicht gebaut. Doch nordwestlich der beiden Höfe wurden ab 1887 und 1898 zwei Straßen angelegt, an denen recht zügig vorstädtische Wohnbauten entstanden, auch Eckhäuser an der Saalhausener Straße. 1899 wurde das neue Schulgebäude oberhalb der dörflichen Bebauung fertig gestellt. Es wurde kürzlich grundlegend saniert und ist immer noch eine Schule. Reichlich 100 Meter westlich verlässt die Saalhausener Straße Naußlitz und führt als Hohlweg durch den Berghang. 1928 kam durch den in der Nähe beginnenden Bau von Siedlungshäusern noch ein Gebäude an der Saalhausener Straße dazu. Im Jahr darauf fingen zwei Genossenschaften an, größere Vorhaben umzusetzen.

Eine davon war eine Genossenschaft mit dem Namen Wohnungsbau des Dresdner Handwerks e.G.m.b.H., die ab Lange Straße bis zur Mülheimer Straße baute. Ihre Gebäude waren 1930 fertig. Gleichzeitig begann die Gemeinnützige Bau- und Heimstättengenossenschaft Groß-Dresden mit Sitz in Freital westlich der Mülheimer Straße zu bauen. Ihre Gebäude an der Saalhausener Straße waren 1932 fertig. Die Baugeschichte dieser Wohnanlage wurde hier 2005 ausführlich geschildert.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße existierte damals schon der Sportplatz und auch Kleingärten. Zwischen dem großen Bauernhof an der Ecke zu Altnaußlitz und dem Wohnblock 37–37d besteht schon lange eine Streuobstwiese, die unter Schutz steht.

Auf dem städtischen Grundstück Nr. 44 wurde in den 1960er Jahren eine Kindereinrichtung im damaligen Stil gebaut, die heute noch als solche genutzt wird. Im letzten Jahr begannen umfangreiche Arbeiten an der Ecke zu Altnaußlitz. Nach fast 100 Jahren werden wieder Wohnungen in größerer Zahl an der Saalhausener Straße gebaut. An dieser Straße besitzt die EWG die Gebäude mit den Nummern 29 bis 37 d.

Saalhausenerkita
AWO Kita Pusteblume

Mit den beiden genossenschaftlichen Bauvorhaben wurde eine Straße angelegt, die nach Süden von der Saalhausener Straße abgeht und bis zur Clara-Zetkin-Straße reicht. Die Straße wurde nach der Stadt Mülheim an der Ruhr benannt. Eine Besonderheit des Namens ist die Schreibweise ohne h vor dem l. Diese kommt in jener Gegend mehrfach vor. Mülheim wurde 1093 erstmals erwähnt. Im 19. Jahrhundert prägten Kohle und Stahl den wirtschaftlichen Aufschwung. Die bekannte Firma Thyssen wurde dort gegründet. Heute leben über 160.000 Menschen in Mülheim.

Die Genossenschaft Wohnungsbau des Dresdner Handwerks schaffte es, die linke Seite der Straße bis Ende 1930 komplett zu bebauen. Dagegen wurde die andere Genossenschaft durch die Weltwirtschaftskrise aufgehalten. Erst 1937 wurde der letzte Block auf der rechten Seite bezogen. Unserer Genossenschaft gehören auf der Mülheimer Straße die Gebäude mit den Nummern 2 bis 20.

Eine Querstraße der Mülheimer Straße ist der Rhönweg. Die Rhön ist ein Gebirgszug an der Grenze von Hessen zu Thüringen und Bayern. Der Berg Wasserkuppe in der Rhön war damals ein Zentrum des Segelfluges. Auch an dieser Straße stehen nur Genossenschaftsbauten. Der östliche Teil, der an der Lange Straße beginnt, war 1930 komplett bebaut, der westliche Teil erst 1936. Die Häuser Rhönweg 14 bis 20 und 13 bis 23 sind heute Eigentum der EWG.

Die schon aus Löbtau bekannte Clara-Zetkin-Straße führt bis nach Naußlitz. Die Grenze ist auf der linken Seite vor der Hausnummer 37 und rechts vor Nr. 44. Dieses Haus war auch das erste auf dieser Straße in Naußlitz, gebaut 1906. Damals hieß die Straße Wallwitzstraße. Bis 1914 waren hier 7 Häuser gebaut worden.

1929 wurden der genossenschaftliche Wohnblock linksseitig zwischen Deubener Straße und Malterstraße, ein privater Wohnblock rechts vor der Lange Straße und ein Block der Wohnungsbau des Dresdner Handwerks e.G.m.b.H dahinter fertig gestellt. Das letztgenannte Unternehmen wurde nach 1949 nicht mehr als Genossenschaft anerkannt. Heute gehören dessen Bestände in Naußlitz einem privaten Wohnungsunternehmen.

1937 waren dann die westlichsten drei Wohngebäude vor der Streuobstwiese fertig. Die Umbenennung in Clara-Zetkin-Straße fand 1956 statt. Die Häuser 58 bis 68 gehören heute zum Bestand der EWG.

Rhoenwegstrassenschild

Blühende Innenhöfe in der Clara-Zetkin-Straße.

Götz Krüger

6. Mai 2023
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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