Perspektiven für die Ginstersiedlung
LEBENSWERT, GRÜN UND VIELFÄLTIG
Seit diesem Jahr wird in der Ginstersiedlung, dem Wohngebiet zwischen Harry-Dember-Straße, Ginsterstraße und Lise-Meitner-Straße, gebaut. Das Gebäude Maulbeerenstraße 17–27 wird im bewohnten Zustand modernisiert und erhält eine neue Balkonanlage. Wenn das Gerüst abgebaut ist, kann man hier einen Eindruck von der Zukunft der Ginstersiedlung bekommen. Denn das Gebäude an der Maulbeerenstraße ist das erste, an dem das speziell für die Ginstersiedlung entwickelte Farbkonzept umgesetzt wird.
Alle Wohngebäude im Quartier Ginstersiedlung befinden sich im Bestand der EWG. Bis auf eine Erneuerung der Fenster sowie neue Brüstungsplatten in der Maulbeerenstraße 1–15 und 2–16 haben hier bisher keine größeren Sanierungen stattgefunden. Die Modernisierung dieses relativ großen Wohngebiets mit insgesamt ca. 950 Wohnungen ist für die Genossenschaft Chance und Herausforderung zugleich. Die Ginstersiedlung soll ein gut durchmischtes Wohngebiet bleiben, mit zusätzlichen barrierearmen Wohnangeboten für Senioren und mehr großzügigen Familienwohnungen – und das alles zu akzeptablen Preisen. Vergangenes Jahr haben wir im Hausblick bereits über die Schwierigkeit berichtet, die Anforderungen des Brandschutzes ohne großangelegte Baumfällungen oder teure Eingriffe in die Grundstrukturder Gebäude zu erfüllen. Nach weiteren Analysen möchten wir Sie heute über die Perspektiven für die Ginstersiedlung informieren.
Eine eigene Identität schaffen: das Farbkonzept für die Ginstersiedlung
Das Farbkonzept verbindet eine einheitliche Gestaltungsidee mit großer Lebendigkeit. Es wird künftig das weithin sichtbare Markenzeichen der Ginstersiedlung sein und zugleich Orientierungspunkte innerhalb des Quartiers schaffen. Der Fassadengrundton ist Weiß und jedes Gebäude erhält einen dunkel abgesetzten „Rahmen“. Als Mosaik angeordnete Farbfelder in kräftigen Rot-, Orange- und Gelbtönen passend zum namengebenden Ginster bzw. ebenso farbige Balkonbrüstungen bilden ein kontrastreiches Wechselspiel mit zurückhaltend gestalteten Fassadenbereichen.
Modernisierung
Schwerpunkte der Modernisierung in 2019 waren die energetische Sanierung der Braunsdorfer Str. 31 – 45 und die Umgestaltung der Gewerbe mit rd. 2,0 Mio. € aktivierungsfähigen Kosten und der weitere barrierearme Umbau des Leutewitzer Rings an der Höhenpromenade. Dabei wurde der Leutewitzer Ring 21/23 mit ca. 2,3 Mio. € aktivierungsfähigen Kosten fertiggestellt.
Außerdem entstanden aktivierungsfähige Kosten von rd. 1,3 Mio. € durch den Balkonanbau an den Altbauten der Zschonerallee und Am Lehmberg. Ziele dieser Modernisierungen waren vor allem die bedarfsgerechte Umgestaltung der Gebäude mit neuen Senioren- und Familienwohnungen, die Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude durch die energetische Sanierung und die Ertüchtigung der Gebäudehülle im Hinblick auf Hitzeresilienz.
Mit Verfolgung dieser Ziele wird die EWG sowohl der veränderten Nachfragesituation, den Anforderungen aus dem Gebäudeenergiegesetz als auch den bevorstehenden Herausforderungen des Klimawandels gerecht.
Verwendung der Mieteinnahmen 2019
Man hatte nicht ohne Grund festgelegt, dass der größte Teil der Wohnungen in Gorbitz als Genossenschaftswohnungen gebaut werden sollte. Die Genossenschaftsmitglieder mussten vor dem Bezug einer Neubauwohnung mehrere hundert Arbeitsstunden, je nach Wohnungsgröße unterschiedlich, als Eigenleistung erbringen. So standen Arbeitskräfte zur Durchführung einfacher Bauleistungen bereit, für die in der Mangelwirtschaft der DDR keine Kapazitäten vorhanden waren. Wohnungen, Schulen und Kindertagesstätten wurden zügig gebaut, Verkaufseinrichtungen kamen erst später. Anliegerstraßen gab es auch, aber ansonsten sah es rings um die fertigen Wohnhäusern immer ziemlich wüst aus. Dieses Umfeld wurde durch die Arbeit der damaligen Mitglieder in eine ordentliche und vor allem grüne Form gebracht.
Das Fehlen fertiger Außenanlagen hatte Auswirkungen auf die Orientierung. Die in Dresden üblichen blauen Schilder mit den Straßennamen gab es in Neu-Gorbitz lange nicht. Der Straßenname stand auf einem weißen Schild, das jeweils am Vordach des ersten Hauseingangs angebracht war. Ein falsches Abbiegen bemerkte man so erst, wenn es schon zu spät war.
Das Bautempo bei den Wohnungen war ziemlich hoch, anderthalb Jahre nach der Grundsteinlegung waren schon mehr als 2.000 Wohnungen übergeben. Das schrittweise Wachsen des Gebietes ist in früheren Ausgaben dieser Zeitschrift ausführlich dargestellt worden.
Da keine speziellen Bauten für kleinere Versorgungseinrichtungen gebaut wurden, waren am Anfang der Wohnblocks auf der Braunsdorfer Straße Erdgeschosswohnungen als Läden gestaltet worden. Dort befanden sich zum Beispiel eine Postfiliale und eine Sparkassenzweigstelle. Diese schon länger nicht mehr benötigten Geschäftsräume wurden in den letzten Jahren zu attraktiven Wohnungen umgebaut.
Auf Grund der großen Zahl von Wohnungen, die unsere Genossenschaft in Gorbitz erhalten sollte, war es auch möglich, unsere heutige Geschäftsstelle zu bauen. Eigentlich war das im Plan nicht vorgesehen. Durch intensive Bemühungen des damaligen Vorsitzenden Dieter Schöbel konnte die Genossenschaft einen Teil des Kammergutgeländes in Altgorbitz zur Errichtung eines neuen Verwaltungsgebäudes und der Sozial- und Werkstatträume für ihre Handwerker erhalten. Nur durch Unterstützung der Deutschen Reichsbahn waren dann Abriss und Neubau möglich, die über sechs Jahre dauerten. So ist das frühere Neubaugebiet Gorbitz auch die Ursache, dass die Beschäftigten der Genossenschaft heute Mitglieder und Wohnungssuchende unter guten Arbeitsbedingungen betreuen können.
Götz Krüger