70 Jahre aktiv gestalten

Vor 10 Jahren – zu unserem 60. Jubiläum – sind wir mit diesem neuen Slogan aufgetreten:

RÄUME WERDEN WIRKLICHKEIT

Und angetreten, unsere Vorstellungen von genossenschaftlichem Wohnen, von Entwicklung im Stadtteil, von sozialem Engagement zu schärfen, zu formulieren und umzusetzen. Heute, im 70. Jubiläumsjahr, können wir auf weitere 10 erfolgreiche Jahre zurückblicken. In denen war es unser Anspruch, vom REAGIEREN, von „den Anforderungen gerecht werden“, „die Gesetze umsetzen“ zu einem AGIEREN zu kommen, zu einem aktiven Gestalten, zu Vorstellungen entwickeln, Lösungswege finden und umsetzen. Immer unter der Prämisse, dass es uns als Genossenschaft weiter bringt, dass es gut ist für unsere Stadtteile, dass es uns speziell in Gorbitz zum Erfolg führt.

Das lässt sich auch über die 70 Jahre Genossenschaft verfolgen. Was unsere Gründer gedacht und gesagt hatten, können wir nur noch erahnen: Sie haben die Wohnungsnot in den 50ern nicht hingenommen, haben das Heft des Handelns ergriffen, eine Genossenschaft gegründet und Wohnungen gebaut, für sich und ihre Familien. In den 60ern gab es bereits den ersten Wandel: den Beginn des industriellen Bauens. Obwohl es – wie immer bei Neuerungen – erheblichen Widerstand gegen die „Großblockbauweise“ gab, hat sich der Vorstand für den Fortschritt und damit für viele neue Wohnungen entschieden.

In den 80ern, mit dem Bau der Großsiedlung Gorbitz, erhielt die Genossenschaft innerhalb weniger Jahre mehr als 10.000 neue Wohnungen. Auch dies war eine Herausforderung, die der Genossenschaft Organisations- und Improvisationsvermögen, Wandlungs- und Anpassungsfähigkeit unter schwierigen Bedingungen abverlangte.

Den größten Wandel, die meisten Veränderungen forderte sicher die Wendezeit in den 90ern. In diesen stürmischen, unsicheren Zeiten bewies das Genossenschaftsmodell einmal mehr seine Krisenfestigkeit: eine stabile, dauerhafte Organisation unabhängig von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Doch kaum hatte die Genossenschaft alle erforderlichen juristischen, strukturellen und betriebswirtschaftlichen Wandlungen erfolgreich umgesetzt, kamen die „00er“ Jahre und mit ihnen eine vollkommen neue, nie dagewesene und im Vorfeld nicht vorstellbare Situation: Es gab plötzlich viel zu viele Wohnungen, die Genossenschaft kämpfte mit 27 % Leerstand in Gorbitz! Dies erforderte nicht nur eine veränderte Strategie, sondern zunächst eine Wandlung in den Köpfen der damaligen Vorstände, der Mitarbeiter und vor allem auch der Mitglieder. Doch auch, in dieser existenzbedrohenden Situation, kam die Genossenschaft wieder ins Agieren: Sie entschied sich mit dem Pilotprojekt Kräutersiedlung für aktiven Stadtumbau. Obwohl die „Vernichtung“ von Wohnungen für viele eine unbegreifbare Entscheidung war!

Nach Stadtumbau und erfolgreicher Konsolidierung brachen in den 2010er Jahren regelrecht „paradiesische“ Zeiten an. Der Wohnungsmarkt stabilisierte sich, der Leerstand sank, die Genossenschaft hatte sich wirtschaftlich sehr gut entwickelt und wir konnten strategisch planen, ein umfangreiches Bauprogramm mit einem Vorlauf von 10 Jahren entwickeln, mit den Modernisierungen und Umbauten nachgefragte Wohnungen gestalten, die Entschuldung vorantreiben und damit sogar Möglichkeiten für ein umfangreiches Neubauprojekt – die Kräuterterrassen – schaffen. RÄUME WURDEN WIRKLICHKEIT!

Aber wie das so ist mit dem Paradies: die 2020er Jahre kamen und mit ihnen Pandemie, Kriege und Krisen und wir sind mitten drin. Doch trotz Wirtschaftskrise, Energiekrise, Flüchtlingskrise,… und trotz politischer Regulatorien und gesellschaftlicher Notwendigkeiten verfolgen wir konsequent unsere Handlungsprämisse, das Grundanliegen der Genossenschaft weiter: die gute, sichere und sozial verantwortbare Versorgung der Mitglieder mit Wohnungen.

Unser Dank gilt heute, zum 70., den Menschen, die die Genossenschaft in all den Jahren mit Erfolg durch schwieriges, teils hindernisreiches, teils gefährliches Gelände gesteuert haben. Auch wenn unsere Genossenschaft vielleicht ein paar Blessuren davon getragen hat und manchmal „Wegzoll“ nötig war, ist es den Vorständen und Mitarbeitern gelungen, mit strategischer Weitsicht, zum Teil schwierigen, manchmal unpopulären Entscheidungen und überdurchschnittlichem Einsatz die Herausforderungen zu meistern, die Chancen zu nutzen und den Erfolg zu gestalten. Dies ist für uns Anspruch und Ansporn für die Zukunft, damit wir auch zum 80. Geburtstag der Genossenschaft wieder auf erfolgreiche 10 Jahre zurückblicken und sagen können: RÄUME WERDEN WIRKLICHKEIT.

Antje Neelmeijer

31. August 2024
Ein Beitrag der Kategorie: Aus der Genossenschaft

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