Streifzug durch Cotta

COSSEBAUDER STRAßE ÜBER GRILLPARZER STRAßE BIS LÖNSWEG

Gleich nordwestlich des im letzten Heft beschriebenen Platzes Altcotta endet die Cossebauder Straße laut Nummerierung an der Kreuzung mit der Tonbergstraße.
 
An ihrem leicht geschwungenen Verlauf erkennt man ihr Alter: Sie ist ein Stück des früheren Löbtauer Kirchweges, auf dem auch die Bauern aus Cotta sonntags zur Kirche nach Briesnitz liefen. Lange war das ein einfacher, von Bäumen gesäumter Fahrweg, der nach etwa 600 Metern in die von Dresden kommende Straße nach Briesnitz mündete. Häuser gab es hier nicht.
 
Mit der Industrialisierung änderte sich das. Cotta wuchs entlang der vorhandenen Straße und Wege. 1881 wurde der Name Briesnitzer Straße vergeben. Da standen an dieser schon etwa 20 Gebäude. Einige hatten noch die Form von Bauernhäusern, andere waren zweigeschossige Vorstadthäuser. In der Mehrzahl befanden sich Läden und Werkstätten. Ab etwa 1890 entstanden an einigen Einmündungen dominantere Eckhäuser. 1897 zog die Kaiserliche Post im Gebäude mit der heutigen Hausnummer 3 ein, das aber in Privatbesitz blieb.
 
Die Hausnummer 1 trug damals die Cottaer Schule. Das erste Gebäude mit einem markanten Uhrtürmchen wurde 1869 gebaut und innerhalb von 12 Jahren zweimal erweitert. 1888 wurde dahinter ein zweites Schulgebäude errichtet. Auf dem Gelände begann 1909 der Bau eines neuen, sehr großen Schulgebäudes nach dem Entwurf des Stadtbaurates Erlwein. Wegen eines großen Wandbildes auf der Fassade nannte man sie „Rübezahlschule“. Durch die Eingemeindung nach Dresden 1903 erfolgte die Umbenennung in Cossebauder Straße. Das alte Dorf Cossebaude, das schon 1071 das erste Mal erwähnt wurde, liegt knapp 5 Kilometer entfernt in Richtung Meißen. Seit 1997 ist auch dieses nach Dresden eingemeindet.
Cossebauder S Kurve
Cossebauder Schild
Cossebauder Ruebezahlschule
Rübezahlschule

Der Cottaer Spar- und Bauverein erbaute 1910 und 1911 zwei Häuser in der Nähe der Grillparzerstraße. Am Haus Nr. 25 ist erkennbar, dass damals noch auf der Ostseite eine neue Straße geplant war. Seit 1927 fährt die Straßenbahn auf der Cossebauder Straße.

Bis zum 2. Weltkrieg war die Straße noch nicht komplett bebaut. 1945 gab es einige Bombenschäden im Südteil. Die schwer beschädigte Rübezahlschule, heute Gymnasium Dresden-Cotta, wurde wieder aufgebaut, andere Lücken blieben. Nach der Wiedervereinigung entstanden einige dominante Neubauten. Die Cossebauder Straße bietet heute ein abwechslungsreiches Bild verschiedenartiger Gebäude, an denen sich ihre Bebauungsgeschichte ablesen lässt. Die Häuser 23 b und 25 sind Eigentum unserer Genossenschaft.

Der Plan zur Grillparzerstraße entstand in den 1870er Jahren. Das erste Stück wurde damals auch angelegt. Von der Einmündung der heutigen Ockerwitzer Straße in die Cossebauder Straße führte es in südsüdöstlicher Richtung. Ausgewiesen war damals schon ein Verlauf bis zur Tonbergstraße. Die Straße trug damals den Namen Südstraße.

Erst 1886 wurde auf der Ostseite ein kleines Eckhaus mit einem Laden an der Cossebauder Straße errichtet. Kurze Zeit später waren die nächsten drei Häuser auf dieser Seite fertig, ebenso wie das erste Haus auf der Westseite.

Zu dieser Zeit stand an der südlichen Ecke zur heutigen Steinbacher Straße schon ein dreigeschossiges Mietshaus mit der Gaststätte „Zum Thurmhaus“ im Erdgeschoss.

Im Jahr 1900 war die Südstraße bis zur Leutewitzer Straße auf beiden Seiten fast komplett bebaut. Die von Osten kommenden Straßen sollten westlich der Südstraße fortgesetzt werden. Deshalb gibt es an den entsprechenden Stellen überall Eckhäuser. Der entsprechende Plan wurde jedoch nur bei der Tonbergstraße im Zusammenhang mit dem Bau der Heilandskirche verwirklicht. 

Grillparzer Kontrast
Grillparzer Haus Von 1930
Wohnhaus Grillparzer Straße
Grillparzer Schild

Nach der Jahrhundertwende wurde die Südstraße im Norden über die Kreuzung hinaus bis zur Bahnstraße verlängert und in ihrer Mitte war die Anlage eines runden Platzes vorgesehen. 1903 erhielt die Straße den Namen des österreichischen Dramatikers Franz Grillparzer, der von 1791 bis 1872 lebte.

Bis 1914 war die Straße einschließlich der Nordseite des gleichnamigen Platzes bebaut. Im Süden waren sechs Häuser entstanden und im neuen Nordteil ein weiteres. 

Erst 1927 wurde auf der Grillparzerstraße wieder ein neues Haus bezogen. Im Nordabschnitt entstand 2 Jahre später ein genossenschaftlicher Wohnblock und südlich des Platzes kurz darauf zwei ähnliche Gebäude, jedoch als private Investition. Dann wurden auch die anderen Baulücken geschlossen. Der südliche Teil wurde bis 1936 bebaut.

Auch auf der Grillparzerstraße gab es einige Kriegsverluste. An der Stelle der Häuser 9 und 11 ist bis heute eine Brache. Andere Baulücken wurden in den Jahren seit 1990 geschlossen und auch alte Gebäude durch Neubauten ersetzt. Im Besitz der EWG sind heute die Häuser 3 und 5. 

Die Straße Lönsweg beginnt am Anfang der Grillparzerstraße und verläuft knapp 200 Meter nach Südosten. Sie endet mit einem Wendeplatz hinter dem Gelände des Gymnasiums Dresden-Cotta. Dann geht der Lönsweg als Fußweg noch 70 Meter bis zur Raimundstraße weiter.

Angelegt wurde der Lönsweg 1928 zur Erschließung der von der alten Eisenbahnerbaugenossenschaft errichteten 3 Wohnblocks, die 1929 bezogen werden konnten. Das ganze Gelände gehörte damals der Deutschen Reichsbahn, da es im Zusammenhang mit den großen Bahnhofsumbauten von 1899 bis 1902 in den Besitz der früheren Königlich Sächsischen Staatseisenbahn gekommen war. Auf der Nordseite des Lönsweges, parallel zum Ablaufberg des Rangierbahnhofs Dresden-Friedrichstadt, befinden sich bis heute Kleingärten.

Benannt wurde die Straße nach dem Schriftsteller Hermann Löns, der zu seiner Zeit als „Heidedichter“ bekannt war, weil die norddeutsche Heidelandschaft und ihre Menschen sein Hauptthema waren. Wegen des Inhalts seiner Werke und der Tatsache, dass er als 48-jähriger Kriegsfreiwilliger 1914 gefallen war, wurde Löns von den Nationalsozialisten für ihre Propaganda benutzt.

Durch den Luftangriff am 17. April 1945 kam es an allen Gebäuden des Lönsweges zu Schäden, in deren Folge der Block mit den Hausnummern 14 bis 18 abgerissen wurde. Unserer Genossenschaft gehören auf dem Lönsweg die Wohngebäude mit den geraden Hausnummern 2 bis 12.

Loensweg
Loensweg Gaerten
Gärten am Lönsweg
Loensweg Schild

Götz Krüger

1. Dezember 2021
Ein Beitrag der Kategorie: Strassengeschichten

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